08.12.06
Wirkstoffe in Potenzmitteln, die die Blutgefäße erweitern, können Krebszellen so verändern, dass das Immunsystem sie erkennt und angreifen kann.
Sildenafil im bekannten Potenzmittel Viagra und ähnliche Wirkstoffe gegen Erektionsstörungen lassen nicht nur die Gefäße anschwellen. Sie haben auch einen positiven Effekt auf die körpereigene Krebsabwehr. Zu dieser Erkenntnis kamen Wissenschaftler vom Kimmel-Krebszentrum der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore in einer Studie mit Mäusen.
Die Forscher hatten den Tieren Darm- und Brustkrebstumore implantiert und einem Teil von ihnen Sildenafil verabreicht. Die Tumore der behandelten Nager schrumpften um das Zwei- bis Dreifache gegenüber den Mäusen, die kein Sildenafil bekommen hatten.
Der Krebsschutz durch den Potenzwirkstoff beruht auf der Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO). Das Gas scheint die Aktivität bestimmter Zellen zu bremsen, die normalerweise das Immunsystem vom Krebs ablenken. »Schlafen« diese Zellen jedoch, stürzt sich ein Heer weißer Blutkörperchen (T-Zellen) auf den Krebs und attackiert ihn. Diesen Effekt stellten die Wissenschaftler um Paolo Serafini und Ivan Borrello in den Mäusen, in laborgezüchteten Krebszellen und in Tumorzellen krebskranker Patienten fest.
Krebszellen verstecken sich
Die NO-Aktivierung durch Sildenafil und ähnliche Substanzen, wie etwa Tadalafil und Vardenafil, beschäftigte bisher vor allem Wissenschaftler, die sich mit dem Blutfluss und mit Gefäßerkrankungen beschäftigen. Die Forscher der Johns-Hopkins-Universität richten ihr Augenmerk dagegen auf ein bestimmtes Verhalten von Krebszellen. Diese benutzen NO-produzierende Immunzellen dafür, um sich zu verstecken. Mithilfe des Stickstoffmonoxids bilden sie eine Art »Nebel«, so dass die T-Zellen des Immunsystems sie nicht entdecken können. Der Viagra-Wirkstoff scheint die NO-Produktion dieser Immunzellen zu unterdrücken. Dadurch haben andere Zellen des Immunsystems freie Sicht auf die Tumore und können ihren Angriff starten.
»Potenzpillen sind sicher kein Allheilmittel gegen Krebs«, sagt Studienautor Ivan Borrello zu den Ergebnissen seiner Untersuchung. »Aber sie können zum Beispiel eine Chemotherapie unterstützen, indem sie der körpereigenen Abwehr Vorschub leisten.«
Die Studie ist im »Journal of Experimental Medicine« erschienen.
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