Donnerstag, 29. Mai 2008

Eiszeit für Tumore

27. 08.1999

Zur Behandlung von Krebs und anderen Erkrankungen mittels Kältechirurgie

Als Kryo-, Gefrier- oder Kältechirurgie bezeichnet man die operative Gewebsdurchtrennung oder gezielte Zerstörung des pathologischen Gewebes durch induzierte Kältenekrose bis -196° C. Meistens werden Tumore nicht herausgeschnitten, sondern schockgefroren.

Bereits in den Werken von Hippokrates, Galen, Celsus und Ibn Sina finden sich zahlreiche Hinweise auf die Behandlung verschiedenster Krankheitsbilder durch Wärmeentzug, z.B. zur Blutstillung und Analgesie, bei fieberhaften Zuständen und Entzündungen. Die moderne Kryochirurgie stützt sich seit 1963 auf theoretische, klinische und experimentelle Erfahrungen.

Die praktische Kältechirurgie mittels Geräten, die mit flüssigem Stickstoff oder gasförmigem Argon arbeiten, ist in Amerika, Australien und Asien seit mehreren Jahren im Einsatz. Das Tiefgefrieren von Tumoren ist heute in einigen Kliniken in den USA, Australien und Asien fast Routine geworden. Vor allem kann man bei Geschwülsten an der Haut und in der Leber oder Prostata mit kryochirurgischen Eingriffen Erfolge erzielen. Bei anderen Krebsarten wird diese Methode noch erprobt.

Seit 1996 wird die moderne Kryochirurgie in Österreich praktisch eingesetzt. Erst mit Univ.-Prof Dr. Nikolai Korpan (Facharzt für Chirurgie) ist es gelungen, die Methode des »Kältestrahls« - Weiße Chirurgie - erfolgreich in den Bereich der Chirurgie überzuleiten. Zahlreichen Patienten, die als hoffnungslose Fälle einem scheinbar unabwendbarem Schicksal entgegengingen, konnte geholfen werden.

Zur kryochirurgischen Behandlung werden extrem tiefe Unterkühlungen im Bereich von -170° bis -190° C, die programmierbar und konstant haltbar sind, vorgenommen und jeweils ein gut- oder bösartiger Tumor oder eine pathologische Neubildung in einer oder mehreren Sitzungen »kryodestruiert«. Die kryochirurgische Behandlung wird sowohl als alleinige kurative als auch als alleinige oder zusätztliche Palliativmaßnahme angewendet. Es werden vorwiegend gut- und bösartige Tumoren verschiedener Arten kryochirurgisch behandelt. Die kryochirurgischen Eingriffe werden von Patienten sehr gut vertragen. Die klinischen Ergebnisse zeigen, dass keine Blutungen, in den meisten Fällen auch keine starken oder unverträglichen Schmerzen bei anästhesielos durchgeführten Operationen und keine Narbenbildungen beobachtet werden konnten. Ein wesentliches Ergebnis: entfernte Tumore wachsen nicht mehr nach.

Die Vorteile:

Der wohl wichtigste Vorteil der Kryochirurgie ist die Verhinderung der Metastasierung bei der Entfernung von Tumoren - es wird nicht »geschnitten«.

Bei vielen Anwendungen kann auf Narkose verzichtet werden, da die Kälte bereits einen analgetischen Effekt bewirkt.

Die Rekonvaleszenz verringert sich auf einen Bruchteil der üblichen stationären Aufenthaltszeiten.

Narben bei äußerlicher Anwendung (z.B. Tumoren im Gesicht) werden weitgehend vermieden.

Die Resorption des solcherart gefrorenen Gewebes scheint darüber hinaus eine Art »Impfung-Effekt« zu bewirken - dieser Effekt ist jedoch bis dato wissenschaftlich nicht erklärbar. Somit ist der stationäre Aufenthalt des Patienten viel kürzer als bei anderen herkömmlichen Methoden.

Aufgrund der langjährigen medizinisch-technischen Erfahrung hat man Indikationen für kryochirurgische Anwendungen, im speziellen für die Krebsbehandlung, weiterentwickelt.

Folgende Indikationen sind für kryochirurgische Eingriffe gegeben:

- gut- und bösartige Hauttumore (Papillome, Muttermale, aber nicht jeder Art), Warzen, Basaliome, Melanome, usw.)

- primärer Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs,

- inoperable primäre und sekundäre (Metastasen), Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Dickdarmkarzinome,

- Brustkrebs (Lokalrezidiv und Hautmetastasen),

- Lymphknotenmetastasen (aber nicht jeder Art).

Als weitere medizinische Anwendungsbereiche bieten sich Urologie, Gynäkologie, HNO- und Augenkrankheiten, Plastische und Kieferchirurgie, Orthopädie, Neurochirurgie, Veterinärmedizin usw. an.

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Kryochirugie für primären Leberkrebs

März 1998

Institut für Leberkrebs, Zhong Shan Klinkum, Medizinische Universität Shanghai, Volksrepublik China.

Zwischen November 1973 und Dezember 1996 wurde das lokale Einfrieren eines Tumors, d.h. eine Kryochirurgie mittels flüssigem Stickstoff bei 235 Patienten mit primären Leberkrebs durchgeführt (-196° Celsius). Eine postoperative Sterblichkeit oder andere schwerwiegende Komplikationen stellten sich nicht ein.

Bei den 235 Leberkrebs-Patienten betrug die 5-Jahres-Überlebensrate 39.8% und bei den 80 Patienten mit einem relativ kleinen Lebertumor (unter 5 cm) 55,4%.

Wenn man die Ergebnisse dieser Behandlungsmethode ohne Berücksichtigung der Tumorgröße analysiert, dann betrug die 5-Jahres-Überlebensrate bei 78 Leberkrebs-Patienten, die nur mit der Kryochirurgie behandelt wurden 26,9%;

bei 58 Leberkrebs-Patienten, die mit der Kryochirurgie behandelt wurden, bei denen eine Ligatur der Leberarterie und eine Perfusion durchgeführt wurde, betrug die 5-Jahres-Überlebensrate 39,6%;

bei 27 Leberkrebs-Patienten, die mit der Kryochirurgie des restlichen Tumorgewebes behandelt wurden und bei denen der Haupttumor operativ entnommen wurde, betrug die 5-Jahres-Überlebensrate 46%;

und bei 72 Leberkrebs-Patienten, die mit der Kryochirurgie behandelt wurden und denen nachfolgend der gefrorene Tumors operativ entnommen wurde betrug die 5-Jahres-Überlebensrate 60,4% .

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kryochirurgie eine sichere und effektive Behandlungsmethode für Leberkrebs-Patienten ist.

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Mit Kälte gegen Prostatakrebs?
31.03.2008

Kryochirurgie erweist sich als effektive Behandlungsmethode

Bei der Kryotherapie bzw. Kryochirurgie handelt es sich um eine Methode zur Behandlung des Prostatakarzinoms, bei der die bösartigen Zellen mithilfe von Kälteanwendung abgetötet werden. Verglichen mit herkömmlichen Behandlungsmethoden wie der Operation oder der punktuellen Bestrahlung mithilfe von in die Prostata eingebrachten Strahlungsquellen (Brachytherapie) wird die Kryotherapie zurzeit noch selten angewandt. Bislang war ihr Langzeiterfolg noch nicht ausreichend belegt.

Ein Wissenschaftler-Team von der Universität in Pittsburgh (USA) führte nun die bislang größte Untersuchung zur Kryotherapie des Prostatakarzinoms durch. Dazu werteten die Wissenschaftler Daten von 370 Patienten aus, die mit dieser Methode behandelt worden waren. Die Studienteilnehmer hatten Prostatakrebs, der sich noch nicht in das umliegende Gewebe ausgebreitet hatte.

Es stellte sich heraus, dass der Erfolg der Kryotherapie mit dem herkömmlicher Therapiemethoden vergleichbar war. 80% der Patienten mit niedrigem Risiko, 74% der Patienten mit mittlerem Risiko und 45% der Hochrisiko-Patienten waren auch zehn Jahre nach der Behandlung noch krebsfrei. Aus Sicht der Forscher stellt daher die Kryotherapie eine akzeptable Methode zur Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms dar. Sie geben allerdings zu bedenken, dass weitere Forschung erforderlich ist, bevor die Kryochirurgie standardmäßig empfohlen werden kann.

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